Meine größte Gabe, die Empathie, war die längste Zeit meines Lebens meine größte Last. Ich fühlte zuviel und gleichzeitig war ich sehr still und introvertiert (in mir selbst gefangen), in der Schule zu schüchtern, zu Hause an vermeintlich allem schuld. Zu Zu Zu. Lange Zeit dachte ich, meine Kindheit sei "normal" gewesen. Aus Kinderaugen, die nichts anderes kennen, ist das die Wahrheit. Meine Kindheit war nicht schwarz oder weiß. Es gab Schönes, aber auch sehr Schmerzhaftes. Mit den Jahren wurde der Schmerz größer, die depressiven Episoden häufiger und stärker und mein selbstschädigendes Verhalten mehr und mehr. Sinnlosigkeit, Einsamkeit und Leere begleiteten mich dabei, was ich nach Außen hin gut zu maskieren wusste. "Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt" trifft es ganz gut. Eine konkrete Diagnose bekam ich nie und ich bin im Nachhinein sehr froh darüber. Ich hab mich immer "falsch", unverstanden und abgelehnt gefühlt und vor allem habe ich eins: gelitten und Flüsse voller Tränen geweint - ich dachte, dass das nie aufhören wird, denn dies war meine Realität. Und dennoch gab es in mir diesen Teil, der nie aufgehört hat zu kämpfen, zu suchen, zu hoffen. Der Teil, der mich hat wühlen lassen durch den Wust der Psychologie, um die Antworten zu finden, die mir niemand geben konnte, der mich quer durch Südamerika hat reisen lassen, der, der mir die Kraft gegeben hat, mich aus schlechten Jobs und aus schädigenden Beziehungen zu verabschieden, der, der immer wusste, dass es es besser sein kann. Von weiblichem Narzissmus über Hochsensibilität zu Theater spielen - langsam lichtete sich der Vorhang. Im Kundalini Yoga fand ich die Feinheit, die ich im Alltag so sehr vermisste. Ich fand meine Lehrerinnen Alexandra Sorgenicht (Institut für Intuitionstraining) und Verena König, denen ich eine tiefe Heilung und die Antworten verdanke, die ich sonst nirgends finden konnte. Ich fand die "Trauma-Szene" - Gabor Maté, Peter Levine, Bessel van der Kolk und Stephen Porges, die mit ihrem Wissen, ihren Forschungen und ihrem zutiefst humanistischen Ansatz für ein neues und ganzheitliches Verständnis von Krankheit und Sucht sorgen, die eine andere viel weitblickendere Perspektive einnehmen. Ich fand Maria Macaya, die bei all jenen gelernt und das traumasensible Yoga nach Spanien gebracht und etabliert hat. Von all jenen zu lernen und dies weitergeben zu dürfen, ist für mich ein großes Geschenk. Heute weiß ich, dass wir alle Antworten über uns selbst in uns tragen. Aber manchmal brauchen wir eben jene Menschen, die ein tiefes Verständnis und Mitgefühl für Schmerz haben, die eine andere Perspektive einnehmen und uns mit unseren Wunden nicht ablehnen oder in Schubladen und Kategorien einordnen. Sondern, die uns sehen und uns Hoffnung schenken, die uns stärken und uns dabei unterstützen, die zu werden, die wir sein können.